Schönbornpark

Non con la polvere ma con il pensiero
(Nicht mit dem Pulver, sondern mit den Gedanken)
Die Darstellung und Auseinandersetzung mit dem Thema der V-wie-Vendetta-Maske wirft zahlreiche Fragen auf. Zuallererst die nach dem Pop-Phänomen, der Übertragung und der Transformation: Die Maske von „V wie Vendetta“ ist tatsächlich vom Gunpowder Plot (1605) inspiriert, mit Guy Fawkes als einem der Hauptprotagonisten.
Seit dem Erfolg des Films ist die Guy-Fawkes-Maske zu einer weltweiten Ikone geworden: Heute gilt sie eher als Symbol der Revolte gegen die etablierte Macht oder der Subversion des Systems. Die Maske von V wirft auch die Frage der Repräsentation auf: Die Maske wird zum Symbol der „Anerkennung“, der Zugehörigkeit, und verzerrt stattdessen den primären Zweck der Nicht-Anerkennung.
Welche Überlegungen eröffnet sie zum Thema der Anwesenheit und damit zu ihrem Gegenteil, der Abwesenheit? Die Darstellung einer zeitgenössischen italienischen Schriftstellerin wie Michela Murgia (die erst kürzlich, am 10. August 2023, verstorben ist), die sich mit Pop-Charisma und Intelligenz "unverhüllt" mit Themen wie Patriarchat, Demokratie, Geschlechterfragen, Queer-Familien, Politik und Ungehorsam auseinandergesetzt hat, ist das Gegenteil (und auch das Nicht-Gegenstück) der Maske von V for Vendetta.
Non con la polvere ma con il pensiero möchte eine Geste verwenden, die die Theoretikerin oft benutzt hat, und sie in den Kontext des Parks, verstanden als öffentlichem Ort, zurückbringen, indem sie ihr huldigt und einen Satz zitiert, der aus einem Vortrag stammt, den sie zusammen mit Chiara Valerio (21. April 2020) über die Demokratie gehalten hat: "Der Kult der Dialektik/Liturgie des Dissenses: Die Dialektik ist die Grundlage der Demokratie, ein System von Regeln, um Konflikte kreativ und konstruktiv zu zelebrieren. Die Demokratie ist das einzige System, das sich aus Konflikten bildet und auf Dissens beruht."
Demokratie ist also etwas, das wir nicht haben und verschenken können wie irgendeine Ware, oder wechseln können wie unsere Kleider. Sie ist ein Prozess, den wir ständig aushandeln müssen.

Francesca Centonze

Francesca Centonze wurde 1990 in Italien geboren und studierte an der Freien Universität Bozen sowie Transmediale Kunst an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Sie lebt und arbeitet zwischen Wien, Bozen, Triest und Mailand als Filmemacherin und Künstlerin im Bereich Video, Animation und Grafik. Ihre Kurzfilme und Animationen werden auf Festivals gezeigt und erhielten bereits mehrere Auszeichnungen.
Lichtgrafiken


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