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Victoria Coeln

Die Raster der Justitia

Obwohl „nur“ aus Licht, überschreiben Raster das Innere und Äußere des Justizpalastes eindrücklich. Victoria Coeln hat diese Lichtgrafiken eigens für den Ort entworfen. Anfangs dachte ich, hier entsteht ein völlig neuer Raum. Auf der visuellen Ebene stimmt das vielleicht. Doch tritt das Inhaltliche in den Vordergrund, so fügen sich Licht, Kunst und Realraum zu einem stimmigen, folgerichtigen Ganzen zusammen.
Was sind Raster? Zunächst ein Werkzeug, das etwas Ganzes in regelmäßige – und damit nachvollziehbare, überschaubare und vorhersehbare – Teile gliedert. Es hilft uns, das Komplexe zu erfassen, eine nachvollziehbare Position anzugeben und vielleicht auch, uns im Bezug dazu zu verorten. Es ist also – eine Art Koordinatensystem, und zwar ein objektives, über-individuelles, berechenbares ... Hier sprang bei mir der Funke zum Ort über: Was könnte das komplexe, abstrakte, so viele individuelle Sachverhalte in allgemeingültige Regel subsumierend müssende Recht besser ausdrücken als ein Raster, das sich als Koordinaten- und Navigationssystem über das Gebäude legt?

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Victoria Coeln

Rastergrafik 2023-01

Obwohl „nur“ aus Licht, überschreiben Raster das Innere und Äußere des Justizpalastes eindrücklich. Victoria Coeln hat diese Lichtgrafiken eigens für den Ort entworfen. Anfangs dachte ich, hier entsteht ein völlig neuer Raum. Auf der visuellen Ebene stimmt das vielleicht. Doch tritt das Inhaltliche in den Vordergrund, so fügen sich Licht, Kunst und Realraum zu einem stimmigen, folgerichtigen Ganzen zusammen.
Was sind Raster? Zunächst ein Werkzeug, das etwas Ganzes in regelmäßige – und damit nachvollziehbare, überschaubare und vorhersehbare – Teile gliedert. Es hilft uns, das Komplexe zu erfassen, eine nachvollziehbare Position anzugeben und vielleicht auch, uns im Bezug dazu zu verorten. Es ist also – eine Art Koordinatensystem, und zwar ein objektives, über-individuelles, berechenbares ... Hier sprang bei mir der Funke zum Ort über: Was könnte das komplexe, abstrakte, so viele individuelle Sachverhalte in allgemeingültige Regel subsumierend müssende Recht besser ausdrücken als ein Raster, das sich als Koordinaten- und Navigationssystem über das Gebäude legt?

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JIN JIYAN AZADÎ

Ergebnis eines Partizipationsprozesses

Die Textgrafik hat ihren Ursprung in einem Slogan zur Stärkung der Frauen in der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung. Der Tod der 23-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini am 16.9.2022 im Polizeigewahrsam in Teheran löste weltweit Proteste aus.

Damit der Regen meine Haare berühren kann
Damit meine einzelnen Haarsträhnen frei im Wind fliegen können
Damit ich meine Meinung frei aussprechen kann
Damit ich in meiner eigenen Sprache sprechen kann
Damit ich mit meiner Stimme meine Lieder singen kann
Damit ich lieben kann was ich lieben Und wie ich lieben möchte
Frau Leben Freiheit – JIN JIYAN AZADÎ.
(Sakina Teyna)

Deborah Sengl

Give Pigeons a Chance

Für die Wiener Lichtblicke 2023 lässt Deborah Sengl zwei Tauben fliegen, die je ein halbes Peace-Zeichen tragen. Sie stehen für den gemeinsamen Wunsch nach Frieden und beziehen sich auf den Song „Give Peace a Chance“. Er wurde 1969 von John Lennon, Yoko Ono und Gästen in einem Hotelzimmer aufgenommen und ist seitdem eine der populärsten Lieder bei Friedenskampagnen. Deborah Sengls Lichtgrafiken machen deutlich, dass zum Frieden immer zwei gehören. Sie müssen sich suchen, finden und zusammenspannen. Kompromiß und Kooperation sind Schlüssel hierfür. Werden sich die beiden Tauben treffen? „Eine Annäherung ist in Sicht. Lasst uns alle daran arbeiten. Es ist höchste Zeit!“ (Deborah Sengl).

Deborah Sengl

Give Pigeons a Chance

Für die Wiener Lichtblicke 2023 lässt Deborah Sengl zwei Tauben fliegen, die je ein halbes Peace-Zeichen tragen. Sie stehen für den gemeinsamen Wunsch nach Frieden und beziehen sich auf den Song „Give Peace a Chance“. Er wurde 1969 von John Lennon, Yoko Ono und Gästen in einem Hotelzimmer aufgenommen und ist seitdem eine der populärsten Lieder bei Friedenskampagnen. Deborah Sengls Lichtgrafiken machen deutlich, dass zum Frieden immer zwei gehören. Sie müssen sich suchen, finden und zusammenspannen. Kompromiß und Kooperation sind Schlüssel hierfür. Werden sich die beiden Tauben treffen? „Eine Annäherung ist in Sicht. Lasst uns alle daran arbeiten. Es ist höchste Zeit!“ (Deborah Sengl).

Francesca Centonze

Non con la polvere ma con il pensiero (Nicht mit Pulver, sondern mit Gedanken)

In ihrer Lichtgrafik zitiert Francesca Centonze die Maske aus dem Film „V for Vendetta“. Das Masken-Sujet ist von der „Schwarzpulververschwörung“ von 1605 inspiriert. Hier versuchten britische Katholiken während der Parlamentseröffnung in London, den protestantischen König und Parlamentarier zu töten. Als Sprengstoffexperte war Guy Fawkes einer der Hauptprotagonisten.
Seit dem Erfolg des Films ist die Guy-Fawkes-Maske zu einer weltweiten Ikone geworden; heute ist sie als Symbol für politische Subversion und Revolte gegen das etablierte System bekannt. Gleichzeitig ist sie aber auch zu einem Symbol der Zugehörigkeit geworden und stellt damit ihre ursprüngliche Bedeutung als ein Zeichen der Auflehnung und der Nicht-Anerkennung auf den Kopf.
Die Lichtgrafik möchte damit auf die konstruktive und kreative Kraft des Gegensätzlichen verweisen. Die Dialektik ist die Grundlage der Demokratie ...

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Francesca Centonze

Non con la polvere ma con il pensiero (Nicht mit Pulver, sondern mit Gedanken)

In ihrer Lichtgrafik zitiert Francesca Centonze die Maske aus dem Film „V for Vendetta“. Das Masken-Sujet ist von der „Schwarzpulververschwörung“ von 1605 inspiriert. Hier versuchten britische Katholiken während der Parlamentseröffnung in London, den protestantischen König und Parlamentarier zu töten. Als Sprengstoffexperte war Guy Fawkes einer der Hauptprotagonisten.
Seit dem Erfolg des Films ist die Guy-Fawkes-Maske zu einer weltweiten Ikone geworden; heute ist sie als Symbol für politische Subversion und Revolte gegen das etablierte System bekannt. Gleichzeitig ist sie aber auch zu einem Symbol der Zugehörigkeit geworden und stellt damit ihre ursprüngliche Bedeutung als ein Zeichen der Auflehnung und der Nicht-Anerkennung auf den Kopf.
Die Lichtgrafik möchte damit auf die konstruktive und kreative Kraft des Gegensätzlichen verweisen. Die Dialektik ist die Grundlage der Demokratie ...

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Ahoo Maher

YOU ENTER MY SAFE SPACE

Der Ursprung der Lichtgrafik „YOU ENTER MY SAFE SPACE“ von Ahoo Maher liegt in einem Projekt der kurdischen Filmemacherin Helin Celik. Für ihren in Kürze erscheinenden Dokumentarfilm „Anqa“ hat sie Frauen in Amman / Jordanien interviewt, die häusliche Gewalt erlitten haben. Diese Frauen mussten vor ihren Familien in die Außenbezirke der Stadt fliehen und sich dort anonym verstecken. In den Interviews beschreiben die Frauen ihre Traumvorstellung von sicheren Orten – Küche, Schlafzimmer, Wohnzimmer. Wie sollte das Sofa aussehen, wie das Bett? Wo könnte eine Lampe stehen, was sieht man, wenn man aus dem Fenster blickt? Jedes Detail wurde von den Frauen genau beschrieben. Gemeinsam mit der jordanischen Künstlerin Dalal Mitwally hatte Ahoo Maher die Interviews zunächst in Zeichnungen, dann in großformatige Wandmalereien auf Häuserfassaden in Amman übertragen. Die Lichtgrafik am Platz der Kulturen basiert auf der Zeichnung eines Schlafzimmers – der prekärste Raum häuslicher Gewalt und zugleich der intimste Rückzugsort eines "Safe Spaces".

Brot Arbeit Bildung Freiheit

Textgrafik der IST-Empo-Gruppe - Ergebnis eines Partizipationsprozesses

Diese Textgrafik wurde von iranischen und afghanischen Frauen konzipiert, die am Gruppenangebot der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie teilnehmen. Im Mittelpunkt des Textglases, das auf dem Slogan der Protestbewegung „Frauen, Leben, Freiheit“ aufbaut, steht die Forderung der Frauen*aktivistinnen* in Afghanistan nach „Brot, Arbeit, Bildung, Freiheit“. Für diese Forderungen stehen auch die Frauen* der iranischen und afghanischen Diaspora in Wien. Sie wollen am Platz der Kulturen ein Zeichen zur Geschlechtergerechtigkeit und dem Wunsch nach einem gewalt- und sorgenfreien Leben setzen.

Tanz um die Sorge

Ergebnis eines Partizipationsprozesses

Diese Textgrafik bezieht sich auf das aktuelle Zwei-Jahresthema der SOHO Studios, einem Kunst- und Kulturraum in Ottakring. „Sich sorgen“ und „Sorge tragen“ beschatten und bestimmen gegenwärtig unser aller Leben in unterschiedlicher Art und Weise. In einer Demokratie müssen Mitsprache, Gedankenaustausch und Beteiligung nicht nur eingefordert, sondern geübt werden. Hansel Sato von SOHO in Ottakring: „Der Tanz um die Sorge befasst sich mit den aktuellen Umweltkrisen und ihrem Zusammenhang mit der Krise der liberalen Demokratien. Er stellt die Frage, inwieweit wir als Individuen und Gesellschaft in der Lage sind, diese Herausforderungen solidarisch und kreativ zu lösen.“ Im Herbst 2023 bildet das Thema auch die verbindende Klammer verschiedener Kunstprojekte der SOHO Studios, die Handlungsstrategien zur poetischen und spielerischen Bewältigung der Krise entwerfen. Die Sprachen in der Textgrafik – Deutsch, Türkisch, B/K/S, Farsi, Englisch, Spanisch – ergänzt mit Ungarisch (Körbetáncolt aggodalom) verweist einerseits auf die Muttersprachen der an der Ausstellung beteiligten Künstler:innen, andererseits auf die Sprachenvielfalt des Sandleitenhofs, also des Gemeindebaus, in dem SOHO untergebracht ist.

Hidéo Snes

Fraktal

»Unser Körper und unsere Handlungen sind unauflöslich mit computer- basierten Systemen verknüpft«, so die Feststellung von Hidéo Snes. Computerbasierte Systeme arbeiten mit Algorithmen – komplexe Rechenvorgänge, die in einer Folge von Anweisungen beschrieben sind. Inwieweit ist damit auch unser Handeln und Denken mathematisch faßbar oder vorhersagbar? Der Künstler wirft damit auch existenzielle Fragen nach dem Menschsein auf: Erreichen wir durch die Fusion mit der Technologie die nächste Evolutionsstufe, so wie es die philosophische Denkrichtung des Transhumanismus beschreibt? In seinem künstlerischen Beitrag für die Wiener Lichtblicke hat Hidéo Snes die Verteilung einer Idee in der Gesellschaft virtuell simuliert. Seine Lichtgrafik zeigt Zonen, in denen sich die Idee verdichtet, aber auch solche, in denen sie sich fraktal ausbreitet, mehr und mehr Fläche einnimmt und sich vielleicht auch weiterentwickelt. Könnte die Demokratie eine solche Idee sein?

Olaf Osten

Austausch 02

Wann sind Menschen gleich und frei? Sobald sie vor dem Gesetz gleich sind? Sobald niemand mehr nach seiner »Herkunft« gefragt wird? Was ist ein gesunder Streit? Wieviel Einfluss haben wir selbst als Individuum auf die Qualität unseres Miteinanders? Hören wir einander konzentriert genug zu? Diese Fragen könnten sich aus Olaf Ostens Lichtgrafik ergeben. Sie zeigt eine vom Wiener Naschmarkt inspirierte fiktive Begegnung zwischen verschiedenen Personen, bei denen man sich fragt, ob sie mit- oder nebeneinander, mit sich selbst oder gar nicht kommunizieren. »Vereinbarungen wie die Europäische Menschenrechtskonvention enthalten wichtige Ziele, bleiben aber leider in vielen Gebieten fromme Theorie. Es liegt in der Verantwortung jeder Politik, die Rahmenbedingungen zur Beseitigung vor allem wirtschaftlicher Ungleichheiten zu setzen, die ein funktionierendes Miteinander unmöglich machen. Die Voraussetzung für diese Politik wäre die Einbindung sämtlicher Gesellschaftsteilnehmer:innen und eine Gesprächskultur, die auf Informiertheit, Vernunft und Vertrauen basiert. Die Bedingung für diese Gesprächskultur aber ist, dass wir selbst Hierarchiedenken und Misstrauen hinter uns lassen – und bereit sind, einen Beitrag zu leisten. Arbeiten wir dran.« (Olaf Osten)