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Chromotop 09 Zentralfriedhof / 1. Tor: Jüdischer Friedhof

Lichtgrafik

Chromotop 1. Tor: Jüdischer Friedhof von Victoria Coeln

Es lohnt sich ein Blick durch das Tor auf den Friedhof, der viel stiller als alle anderen Teile des Zentralfriedhofs ist.

Victoria Coeln: „Die Sprache des Lichts beinhaltet die großartige Möglichkeit, dem Bedrohlichen, den Schatten und Unschärfen mit dem Hellen, Warmen, Hoffnungsvollen zu begegnen. Kann die Sprache des Lichts Antagonismen, Spannungen, Erinnerungen und auch Schmerzhaftes in Schönes transformieren?“

„Es lohnt sich ein Blick auf einen Aspekt in Victoria Coelns Werk, der im gegenwärtigen Kunstdiskurs unzeitgemäß erscheint, aber doch große Relevanz besitzt: Schönheit. Darf Kunst heutzutage schön sein? Ist Schönheit ein Wert? ‚Ich glaube, Schönheit gibt einem Halt, sie behütet oder schont einen‘, schreibt die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Für sie ist Schönheit mit Demokratie und Freiheit verknüpft, während totalitäre Systeme in ihr eine Gefahr und ihren Entzug als Medium der Unterdrückung missbrauchen: ‚Die häßliche Gleichheit drückt aufs Gemüt, macht apathisch und anspruchslos, das wollte der Staat.‘ Dies läßt einen heute aktuellen Schluß zu: Kunst darf nicht nur, sie muß schön sein. Ein Anspruch, dem die Wiener Lichtblicke auf den ersten, zweiten und auch folgenden Blicken gerecht werden.“ (Heike Sütter)

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Der Lichtort

Gleich beim Tor 1 liegt der alte Jüdische Friedhof mit Grabstätten bekannten Wiener Jüd*innen wie Arthur Schnitzler, Friedrich Torberg und Viktor Frankl.

1877 erwarb die Israelitische Kultusgemeinde das Grundstück von der Gemeinde Wien, zwei Jahre später nahm sie es in Betrieb: Während der nächsten 40 Jahre wurden auf den 250.000m2 um die 80.000 Tote beigesetzt. Da es im Judentum vorgesehen ist, die Toten am Ort der Bestattung ruhen zu lassen und die Grabmäler nicht mehr zu entfernen, kam der Friedhof bald an seine Grenzen. 1917 wurde daher im östlichen Teil des Zentralfriedhofs ein kleiner, neuer jüdischer Friedhof errichtet (Tor 4).

Während der 30 und 40er Jahre erlebte der Friedhof antisemitische Anfeindungen und wurde mehrmals geschändet. 1938 in der Reichspogromnacht wurde die Zeremonienhalle des Friedhofs niedergebrannt. Auch viele Gräber wurden durch Bomben und antisemitische Aktionen zerstört. Anfang der 1940er Jahre wurde das Grundstück durch die Nationalsozialisten enteignet. Der mörderische Zynismus fand seinen Ausdruck darin, dass der alte jüdische Friedhof zum einzigen Park ernannt wurde, in dem Juden der Aufenthalt gestattet war.

Der alte jüdische Friedhof wurde in den 90er Jahren vom Verein Schalom gepflegt, Kriegsschäden beseitigt und Wiens Bürger*innen zur Mitarbeit motiviert. Die Pflege der Grabanlage ist bis heutedie Aufgabe der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

Photo Credits: NIPAS / Victoria Coeln / Bildrecht / 2022